1. Blogeintrag - Erwartungen
Seien wir ehrlich. Jeder von uns hat nahezu jeden Tag Erwartungen - an andere, an Situationen und ganz viele an sich Selbst!
Das Tückische daran ist, dass auch wenn du weißt, warum diese entstehen und was die bewirken, wirst du davon nicht verschont bleiben. Auch wenn ich mich schon so lange damit beschäftige, durfte ich mich erst die Woche dabei schon wieder ertappen, dass ich von einer Person ein bestimmtes Verhalten erwartet habe. Interessant wird es, wie wir beginnen es dann so zu verpacken, dass diese Erwartungen ihre Daseinsberechtigung hat. Nein, es ist sogar ziemlich amüsant (muss grad selbst schmunzeln, was sich mein Mind so alles dazu ausgedacht hat:)).
”So macht man es doch nicht”, “Wie kann er/sie nur?” etc. Ich bin mir sicher diese oder ähnliche Sätze sind dir gut bekannt. Doch wo und wie entsteht eine Erwartung?
Durch meine Handlung. Doch weil ich es mir selbst nicht eingestehen möchte, dass ich so oder so ähnlich für mich selbst gehandelt habe-versuche ich den Grund meines Handelns auf eine Situation oder eine Person zu schieben. Meistens geht es dabei um die Anerkennung, die ich mir von anderen wünsche. Ja ich möchte anerkannt werden! Ich hoffe es triggert dich jetzt, denn ab jetzt wird es interessant. Warum möchtest du die Anerkennung? Weil bestimmte Bedürfnisse nicht erfüllt sind oder erfüllt werden möchten. Also liegt der Kern bei uns (auch wenn jemand etwas “falsch” gemacht hat).
Das Phänomen entsteht jedoch, weil wir es nicht gelernt haben, den Kern bei uns zu suchen. Im ersten Moment sind es immer die anderen, die für unser Leiden verantwortlich sind.
Und schon wären wir bei der Lösung. Die Selbstverantwortung. Seien wir auch hier ehrlich - wenn wir von jemandem etwas erwarten, werden wir auch bei der Erfüllung unserer Erwartung nicht glücklich. Vielleicht spüren wir eine gewisse Erleichterung, denn unser Ego wird ein Stückchen befriedigt - weil es nun mal Recht hatte. Aber so ganz happy sind wir nicht- weil unser Bedürfnis, was nur wir selbst befriedigen können, ist immer noch da. Wir geben uns mit der oberflächlichen Erleichterung zufrieden und doch spüren wir eine gewisse Dysbalance (meistens, wenn die Person dann durch Nachdruck doch tut WAS ICH MÖCHTE).
Deshalb möchte ich dich dazu einladen beim nächsten “Das macht man doch nicht!” ganz kurz innezuhalten und dir folgende Frage zu stellen:
Warum macht man es so nicht?
Welcher Anteil von mir glaubt in der Situation Recht zu haben und welches Denken, welche Blockade oder Glaubenssatz werden grad wachgekitzelt?
Sollte es eine Person sein, mit der du gar keinen direkten Bezug hast oder die Reaktion dich nicht direkt betrifft, dann It´s not your business! Bitte verschwende nicht deine kostbare Lebenszeit damit. Ist leichter gesagt als getan - ich weiß. Wenn es dich im Alltag doch immer öfters beschäftigt, dann kann ich dir wärmstens ein Coaching empfehlen, denn auch das hat seine Daseinsberechtigung in deinem Leben und dient dir als Strategie etwas verarbeiten zu können.Sollte die Situation dich jedoch direkt betreffen, weil deine Freundin etwas getan hat, was für dich nicht richtig erscheint oder weil du etwas tust und dafür nicht die erwartete Reaktion bekommst. Dann frage dich anschließend:
Warum habe ich etwas wirklich getan?
Vertraue mir, deine Welt wird sich immer um deinen Bauchnabel drehen. Das bedeutet, alles was du tust-tust du nur FÜR DICH! Im Namen der Gerechtigkeit oder Nächstenliebe, hört es sich einfach nur heroischer an. Gleichzeitig können wir uns dann eines MACHTwerkzeugs bedienen - des schlechten Gewissens. Denn ich habe ja was getan und deshalb ist es “richtig”, dass du im Gegenzug so reagierst oder etwas tust.
Auch das ist OK! Wir sind in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der dieses Verhalten geduldet, nein sogar erwünscht ist. Und irgendwo bringt es uns denn einen oder anderen Vorteil. Doch tief im Inneren, wissen wir, dass es nicht das “RICHTIGE” ist.
Hand aufs Herz - auch ich möchte Anerkennung und tue manchmal Dinge und erkläre es mit heroischer Absicht. Und das in vielen Situation, weil ich doch als Mama, als Frau oder oder was tun sollte. Sagt wer?
Doch gleichzeitig merke ich meinen Wackelgang dabei. Dieses Zeichen hilft mir in der Situation dann den wahren Kern zu erkennen und für die Zukunft eine andere Entscheidung zu treffen. Denn auch wenn ich nach Hilfe gefragt wurde, liegt es an mir, ob ich die Hilfe auch leiste. Ich treffe die Wahl! Und darf dich nicht für meine Entscheidung verantwortlich machen. Wenn ich dir mit einer Erwartung auf Gegenleistung helfe, um ein gutes Bild abzugeben oder weil man es so macht, dann sollte ich die Handlung lieber nochmal hinterfragen. Dann helfe ich lieber nicht - denn uns beiden ist nicht geholfen, wenn die Hilfe einen Anhängsel bekommt. Das ist natürlich weniger beliebt, vielleicht mit einem blöden Kommentar verbunden und kostet dich vielleicht die Freundschaft. Doch eines gewinnst du - deine Selbstverantwortung! In welcher du genau so helfen kannst, aber ohne jegliche Erwartung an etwas.
Und das, das macht dich wirklich frei und glücklich!